hier fehlt wohl etwas
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BORDERLANDS 2 [PS3]
BORDERLANDS 2 [PS3]

"I notice you haven‘t shot me in the face!"

Borderlands 2 [PS3]

Entwickler: Gearbox Software

Erscheinungsdatum: 21. September 2012

Spieldauer: geschätzt 30h für einmal durch (aber einmal ist keinmal)

spielerS


Oh man, wenn ich doch bloß nich so faul beim Schreiben wäre! So kommt dieser Text mal wieder über ein Jahr nach (dem ersten) Beenden des Spiels zustande. Aber zumindest kommt er zustande...

Immer auf der Suche nach den Perlen des PS3-Erbes bin ich eher zufällig über ein Review zu Borderlands 2 gestolpert. Als der erste Teil 2009 erschien hatte ich meine Konsole noch gar nicht und höchstens beiläufig darüber gelesen. Im Review war zumindest die Rede davon, dass Borderlands 2 nicht nur noch besser als sein durchgeknallter Vorgänger sein, sondern sich auch gerade im Single-Player besser spielen lassen sollte.

Und da ich ja schon kaum dazu komme alleine zu Zocken, liegt der Anteil der Multiplayer-Sessions bei meinen PS3-Spielen bei ziemlich genau Null. Games die sich gut alleine zocken lassen und im positiven Sinne außergewöhnlich sein sollen, sind daher genau mein Beuteschema.

Nach Spec Ops ist Borderlands 2 witzigerweise gleich der nächste Ego-Shooter, den ich durchlitten habe. Warum sind eigentlich so viele gute PS3-Games Shooter?
Obwohl sich die beiden wirklich nur schwer miteinander vergleichen lassen - wenn man vom Schießen mal absieht.

Während Spec Ops ein realistisches Szenario abbildet und den Spieler zu einem ernsthaften reflektieren des Spielgeschehens anleitet, bildet Boderlands 2, nun ja, irgendwie den Gegenpol dazu.

Oder um es mit fremden Worten zu sagen:

"The world of Borderlands 2 is a place where irreverent space-western sci-fi collides with trailer-park horrorshow hostility and all of it is shot through with rambunctious playground humour. The planet of Pandora is equal parts Firefly and Mad Max, with all of the dialogue and plotting taken care of by the creators of South Park."

Mad Max trifft auf Southpark. Treffender kann man das Ganze nicht beschreiben.

Borderlands verbindet dabei die klassische Spielmechanik des Ego-Shooters (Schießen, aehm, aus der Ich-Perspektive) mit dem Leveln-und-Looten-Prinzip eines Action-RPGs.

Man kann sich zwischen 4 spielbaren Klassen entscheiden (2 lassen sich als kostenpflichtige, von mir nicht erworbene, DLCs hinzufügen), die sich neben ihrem Aussehen durch die jeweilige Spezialfähigkeit unterscheiden:

Die Qual der Wahl
Die Qual der Wahl
Skilltree (Assassin)
Skilltree (Assassin)

Ansonsten gibt es aber keinerlei Unterschiede. Alle Charaktere können alle Waffentypen nutzen, haben die gleiche Menge Lebensenergie, können gleich viel tragen, laufen gleich schnell.

Mit allen sammelt man auch gleich viel Erfahrungspunkte, denn, jetzt kommt der RPG-Anteil, es gilt 50 Levelstufen zu erklimmen. Ab dem fünften Level erhält man pro Stufenaufstieg einen Skillpoint, mit dem man sich in jeweils 3 unterschiedlichen Zweigen der Charakter-spezifischen Fertigkeiten-Bäume austoben kann. Ganz klassisch werden die höheren Ränge erst freigeschaltet, wenn man genug Punkte in den jeweiligen Zweig investiert hat.

Da man für die höchste Fertigkeit eines Zweiges mindestens 26 Skillpunkte investieren muss, kann man selbst mit Level 50 nicht alle Zweige des Fertigkeiten-Baumes voll machen. Man muss sich also für eine bestimmte "Skillung" entscheiden. Das Neuverteilen der Punkte ist aber gegen Bares jederzeit möglich.

Da ich mich bei Ego-Shootern mit dem Zielen traditionell etwas schwer tue, hatte ich mich bei meinem ersten Anlauf für Axton ("YOU get a bullet! And YOU get a bullet! EVERYBODY gets a bullet!") entschieden, denn sein Automatik- Geschützturm sollte meine Trefferquote wieder ausgleichen. Man schmeißt dabei zunächst eine Art Paket ("Let‘s get to killing, sweetheart!"), aus dem sich dann das Geschütz entfaltet, sobald es auf den Boden trifft.

Grundsätzlich hat der Turm seine Arbeit auch gut verrichtet. Ich hab ihm über die entsprechenden Fertigkeiten eine höhere Genauigkeit ("Laser Sight"), zusätzliche Raketen ("Scorched Earth") und sogar einen Schutzschild ("Phalanx Shield") verpasst. Pimp my turret, so zu sagen.
Die Kämpfe liefen dann nach dem Schema ab: Gegner sichten, Deckung suchen, Turm schmeißen, hoffen dass der Turm die Hauptarbeit erledigt und ihn so gut es geht aus der Deckung unterstützen.

Ein Problem dabei ist, dass der Turm nur 20s lang aktiv bleibt, bevor er sich wieder zusammenfaltet. Und dann hat die Spezial-Fähigkeit nen Cooldown von 42s. Die Zeiten lassen sich durch entsprechende Fertigkeiten zwar auf 30s aktiv und 34s Cooldown verbessern, aber trotzdem muss ich dann ne gute halbe Minute alleine klar kommen! Und wenn niemand mehr da ist, der die Gegner ablenkt, habe ich plötzlich die ungeteilte Aufmerksamkeit nur für mich...

Das noch größere Problem ist aber, dass der Turm leider trotz Tuning nicht genug Schaden raus haut - auch wenn das irgendwie undankbar klingt. Er macht zwar ordentlich Schaden, aber leider keinen überwältigenden Schaden. Denn was ihm fehlt, ist Elementarschaden.

In Boderlands gibt es sechs verschiedene Waffentypen (Pistol, Shotgun, Sub-Machinegun, Assault Rifle, Sniper Rifle, Rocket Launcher) mit jeweils eigenem Munitions-Typ und eigenem Vorrat. Für den Nachschub muss man selber sorgen, denn auch mit der fettesten Waffe ist man ohne Munition auf Null-Diät.
Zum Glück gibt es im Spiel unzählige Kisten, Schränke, Fässer, Schachteln, Dosen und Toilettenschüsseln, in denen sich Geld oder Munition befinden kann - ein Fest für Sammler! (Grüße gehen raus!) Alternativ kann man Munition auch bei Marcus, dem freundlichen Waffenhändler ("When you think murder - think Marcus munitions!"), oder an einem seiner Munitions-Automaten kaufen. Die stehen aber meistens nur am Level-Eingang rum, so dass man sich schon durch die Behältnisse wühlen sollte, um nicht mitten im Gefecht auf dem Trockenen zu sitzen.

So viele Waffen
So viele Waffen
Überall gibts was zu entdecken
Überall gibts was zu entdecken

Die Waffen unterscheiden sich bezüglich Schaden, Genauigkeit, Feuerrate, Nachlade-Geschwindigkeit und Magazin-Größe. Wobei die Waffen-Typen zwar immer ähnliche Bereiche umfassen (Bsp. Raketenwerfer: viel Schaden, wenig schnell / Pistole: wenig Schaden, viel schnell), innerhalb dieser Bereich aber stark variieren. Man ist also ständig auf der Suche nach dem noch Besseren - das klassische Hamsterrad.

Zusätzlich können die Waffen auch noch Extra-Eigenschaften haben, z.B. Feuern so schnell man die Taste drücken kann; Granaten-Funktion, wenn man sie nachlädt und - hier schließt sich der Kreis - eine von fünf Elementarschaden-Arten.
Diese wären: Corrosive, Incendiary, Explosive, Shock und Slag .
Zu Beginn des Spiels gibt uns Marcus ("Goodbye, friend! If you shop anywhere else I‘ll have you killed!") sogar netterweise eine Einleitung in die Funktionsweise des Elementarschadens, indem er uns auf seinem Schießstand auf passende hilflose Opfer feuern lässt.

Als ich Borderlands 2 das erste mal mit dem Commando durchgespielt habe, habe ich die Wirkung des Elementarschadens leider völlig unterschätzt. Deswegen ist mir auch nicht richtig bewusst geworden, dass unter anderem das Fehlen desselben beim Geschützturm dazu geführt hat, dass die Gefechte zum Teil unglaublich zäh abgelaufen sind.
Mit anderen Worten, ich musste mich unglaublich oft in entwürdigender Weise durch Gefechte durchsterben oder brauchte zig Anläufe für bestimmte Boss-Gegner.
Wobei man nach dem Ableben automatisch an der letzten Speicher-Säule wiederbelebt sind. Wenn man Glück hat, liegt die gleich in der Nähe, wenn man Pech hat, darf man das halbe Level zurücklaufen. Auf jeden Fall kriegt man an diesen von Hyperion betriebenen Säulen immer einen netten Spruch mit auf den Weg:

Es gibt so viele Weisheiten, dass man gar nicht oft genug sterben kann. Da startet man den Rückweg, um Rache zu nehmen, gleich mit einem Lächeln auf den Lippen...

Im Zuge der Erstellung dieses Textes bin ich das Game dann noch einmal mit dem Gunzerker angegangen ("EVERYONE‘S GONNA DIE! EVERYONE!"), war ja schließlich schon ne ganze Weile her.
Da ich nun niemanden mehr hatte, der mir das Schießen abgenommen hätte, war ich dazu gezwungen, selbst das Zielen und Treffen zu übernehmen. Und siehe da, wenn man muss, klappt das nach einiger Zeit auch.
Aber was noch viel wichtiger ist, im Vergleich zum Geschützturm haut man selber deutlich mehr Schaden raus. Besonders, wenn man auf den richtigen Elemtarschaden achtet!

Es gibt vier Waffenslots, die sich über das D-Pad per Schnellwahl auswählen lassen (am Anfang hat man nur einen, die anderen werden mit steigendem Level freigeschaltet) und zusätzlich hat man noch eine Rucksack mit 12 Plätzen, die sich später aber erweitern lassen. Genug Platz also, um für jede Gelegenheit das passende Schießeisen vorzuhalten - und das sollte man auch so handhaben.
Wenn man zusieht, dass man immer ein angemessenes Sniper-Rifle für den Fernkampf und ne Shotgun oder ne Pistole für den Nahkampf, jeweils in den Geschmacksrichtungen Incendiary und Corrosive, dabei hat, verläuft das Leben in Borderlands schon mal deutlich entspannter.
Zusätzlich noch ein passendes Schild mit Spike-Damage für alle Gegner, die einem zu nahe kommen (und ich hasse es, wenn sie mir zu nahe kommen! Ich drehe mich dann immer hektisch im Kreis und kann nicht richtig zielen - einfach lächerlich. Und ich hasse es mich lächerlich zu machen! Besonders auch diese scheiss Feldermäuse. Wie soll man die normal treffen? Aber mit nem Spike-Shield braucht man das ja auch nicht. Einfach warten bis sie einen angreifen und dann genüsslich beobachten wie sie vom Himmel fallen) und noch ein paar Handgranaten mit Zielsuch-Funktion (ich liebe die Zielsuch-Funktion) - dann macht es langsam so richtig Spaß!

Die Arbeit besteht nun darin, den Stand seiner Ausrüstung immer auf Level zu halten. Denn das geile Sniper-Rifle mit Feuer-Schaden, mit dem man anfangs noch im Gefühl der Unbesiegbarkeit durch die Banditen-Horden pflügt, wird mit steigendem Gegner-Level leider immer weniger geil. Und der nächste Boss-Gegner hat dann nur noch ein müdes Lächeln für unsere Spritzpistole übrig. Also immer schön regelmäßig bei Marcus ("Why loot the dead when you can buy from me?") vorbei schauen und vor allem - Looten, Looten, Looten.

Die Spielmechanik ist also gut umgesetzt und macht Borderlands schon spielenswert (außer natürlich man mag weder Schießen noch Leveln noch Looten...).
Was es aber wirklich heraushebt, ist die Präsentation und die Erzählweise.

Ein Ego-Shooter ist ja per definitionem einfach durch und durch gewalttätig. In Borderlands wird diese Gewalt aber so dermaßen übertrieben und absurd gefeiert, dass man es einfach lieben muss.
In Thousand Cuts, einem von Banditen bevölkerten Gebiet trifft man auf einen Quest-Geber namens Face McShooty. Man hört ihn schon von weitem ("SHOOT ME IN THE FACE! IN THE FAAAAAAAACE! DO IT! SHOOT ME IN THE FACE! FACE FACEFACEFACEFACE! NOW! BULLETS IN THE FACE! WANT EM! NEED EM! GIMMEGIMMEGIMME!").
Die Quest, die er uns offeriert nennt sich Shoot This Guy in the Face und sie umfasst - naja - nomen est omen. Für eine erfolgreiche Beendigung erhält man 385 Erfahrungspunkte und das Achievement Well That Was Easy.
Das Ganze erinnert mich irgendwie an die Kuh aus dem Restaurant am Ende des Universums, die speziell dazu gezüchtet wurde, dass sie gegessen werden will!.

Face McShooty
Face McShooty
Alle wollen nur unser Bestes...
Alle wollen nur unser Bestes...

Ganz Pandora, die Welt in der Borderlands spielt, ist eine einzige Gewaltorgie. Alle Bewohner sind schwer bewaffnet, alle wollen sich ständig nur gegenseitig umbringen. Überall am Wegesrand liegen Leichen rum, alle Gebäude durch die man kommt, sind übersäht mit Blutpritzern und gerümpel. Es herrscht absolute Anarchie. Eine Endzeit-Vision, die wirklich stark an Mad Max erinnert. Man selbst trägt natürlich (gerne) seinen Teil dazu bei...
Das Ganze ist jedoch so übertrieben, dass man es nur als Karrikatur sehen kann, was auch durch die Comic-hafte Cell-Shading-Optik noch unterstrichen wird.

Liebenswert wird Borderlands aber vor allem durch seine zahlreichen völlig irren Charaktere.

Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Wobei ich meinen Lieblings-Charakter Handsome Jack, unseren Gegenspieler, noch gar nicht erwähnt habe (und dies für alle, die das Spiel vielleicht noch spielen wollen, auch unterlassen werde).
Alle haben so viele Sprüche und so viel Text auf Lager und die Sprecher (die Original-Sprecher natürlich! Ich will gar nicht wissen wie lächerlich hier die Synchronisation ist) sind absolut genial.

Auch die Geschichte passt sich nahtlos in das Gesamtbild ein. Sie ist irre, hat aber immer wieder auch ernste Momente und wird hier absolut nicht gespoilert!

Mir bleibt abschließend nur zu sagen, dass Boderlands 2 einfach nur Bock bringt. Und zwar so viel, dass ich mit meinem Gunzerker mittlerweile das Game fast noch ein zweites Mal durchgerockt habe!


letzte Aktualisierung: 23.01.2015 |sS|